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Wednesday, June 23, 2010

WDR TV feat. STYLEISLAM®






Hier ist das Free-Download-Malbuch für muslim

Glaubensbekenntnis auf dem Rücken

JUNGE MUSLIME IN DEUTSCHLAND

Glaubensbekenntnis auf dem Rücken

Viele junge Muslime in Deutschland versuchen traditionelle religiöse Werte und westliche Freiheiten zu vereinbaren. Pop-Islam nennen Soziologen diese lose Bewegung.
Kapuzenjacke mit einer Absage an die Islamisten
Kapuzenjacke mit einer Absage an die Islamisten
Melih Kesmen trägt sein Glaubensbekenntnis auf dem Kopf, der Brust, oder auf dem Rücken. Auf T-Shirt und Baseballkappe steht etwa "I love my Prophet". Wahlweise bekennt er sich zu Mohammed auch mit seiner Tasche, die er sich lässig über die Schulter hängt. Kesmen zieht sich nicht nur selbst so an, er bedient einen Markt damit. Der Deutsch-Türke ist Gründer des Labels und Online-Shops Styleislam - dem "Fanshop für den Muslim 2.0".
Kürzlich beschwerten sich zwei streng gläubige Christinnen an der Tür seiner Wittener Medienagentur, er würde mit seiner Kunst den Messias Jesus herabsetzen. "Die sind wenigstens persönlich auf mich zugekommen, das finde ich gut", sagt Kesmen. Nach einem freundlichen und sachlichem Gespräch - man einigte sich darauf, jede Religion mit Respekt zu behandeln - sei die Angelegenheit auch beendet gewesen, Ganz friedlich.
Wenn es um seine Arbeit geht, ist der 34-Jährige auch andere Töne gewohnt. Das Motiv "Jesus was a Muslim" hat er aus dem Sortiment genommen, nachdem er Drohanrufe aus Bayern erhalten habe. "Es ist nicht unsere Absicht zu provozieren", sagt Kesmen. Er änderte den Slogan kurzerhand in "Jesus and Muhammad-Brothers in Faith" (Jesus und Mohammed - Brüder im Glauben).
Der Designer lebt mit seiner Frau Yeliz die muslimische Aufgeklärtheit: Beide sind sie Kinder türkischer Einwanderer, die keine Feindbilder zwischen der orientalischen und der westlichen Welt beschwören. "Ich sehe mich als islamischer Freidenker, der trotzdem nach konservativen Werten lebt", beschreibt Kesmen seinen Lebensstil. Was bei manchen für Irritationen sorgt, ist für ihn eine Selbstverständlichkeit. Er trägt lange Haare, zu einem Pferdeschwanz gebunden. Er geht gerne auf Jazzkonzerte, besucht aber auch regelmäßig die Moschee. Er betet fünf Mal am Tag und fastet. Er entwirft modische Kleidung, zu eng oder knapp darf sie aber nicht sein.
Melih Kesmen ist ein Beispiel dafür, wie Muslime in ganz Deutschland versuchen, traditionelle Werte und westliche Freiheiten zu vereinbaren.
Pop-Islam nennt die Islamwissenschaftlerin Julia Gerlach die muslimische Bewegung, deren Vertreter einerseits sehr religiös sind, andererseits aber Symbole aus der Popkultur verwenden. Diese bilden keine einheitliche Gruppierung, aber für Gerlach sind sie vor allem Verbündete gegen Fundamentalismus und Terror. Gerlach sagt: "Unter Muslimen in Deutschland hat sich besonders seit dem 11. September eine Jugendkultur entwickelt, in der es keinen Widerspruch darstellt, frommer Gläubiger und guter Bundesbürger zu sein. Sie engagieren sich, wollen die Gesellschaft mitgestalten." So nehme in den letzten Jahren auch die Zahl der muslimischen Blogger zu.
"Es ist einfach ein neuer Lifestyle, in dem es keinen Konflikt dazwischen gibt, Muslim zu sein und in der deutschen Gesellschaft aktiv zu sein", erklärt die Bloggerin Kübra Yücel ihre Motivation. Die 21-jährige Deutschtürkin, die in London Politikwissenschaften studiert, hat ihren BlogFremdwörterbuch begonnen, weil sie darin eine Möglichkeit sah, Vorurteile gegen Kopftuchträgerinnen wie sie abzubauen. "Außerdem wollte ich Einblicke in das Leben eines muslimischen Mädchens in Deutschland geben." Denn sie ist wegen der gefühlten Vorurteile gegen Kopftuchträgerinnen von Hamburg nach London gegangen.
Der Islamwissenschaftler Jochen Müller vom Internetportal ufuq.de sagt: "Es ist eine moderne, sehr bildungsorientierte, religiös-muslimische Strömung, die sich ausdrücklich als deutsch definiert." Die Seite Styleislamsei repräsentativ für diese Szene, ebenso das soziale Netzwerkmyumma.de, Foren wie muslimaktiv.de und teilweise auch waymo.de von Aiman Mazyek, Generalsekretär vom Zentralrat der Muslime.
Die Idee zu seinem Modelabel kam Kesmen 2005, als er in London arbeitete. Er kehrte gerade mit seiner Frau von der Pilgerfahrt zurück. "Das war das Abgefahrenste, was ich bisher erlebt habe", beschreibt er die Reise nach Mekka. Am meisten habe ihn beeindruckt, dass dort alle Menschen gleich seien.
2005 war aber auch die Zeit der Unruhen in den islamischen Gemeinden. Damals veröffentlichte die dänische Zeitung Jyllands Posten zwölf Mohammed-Karikaturen, und auch Kesmen war genervt von Zeichnungen, von denen eine den Propheten mit einer Bombe in seinem Turban zeigte. "Ich habe nicht verstanden, wie man unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit eine Religionsgemeinschaft mit 1,5 Milliarden Muslimen beleidigen konnte."
Er fühlte sich aber ebenso provoziert von den Muslimen, die überall in der Welt Flaggen und Botschaften anzündeten, sagt er. Kesmen wollte auf die Karikaturen reagieren. Auf ein T-Shirt ließ er sich deshalb in großen Buchstaben "I love my Prophet" drucken, und als ihn Unbekannte in der Londoner U-Bahn darauf ansprachen, sei er für einen Moment wie verzaubert gewesen. "So etwas Simples konnte plötzlich friedliche Dialoge zwischen Fremden auslösen."

Tuesday, June 22, 2010

A slow Fast Summer Ramadan


A slow fast?




Sunglasses are fogging up and, instead of being invigorating, short walks in the sunshine are now torture. Summer is here, and this year it’s bringing along something new: Ramadan. The Holy Month will fall in the hot season for the next seven or so years. While summer in the Gulf is the slowest season of all, for marketers Ramadan is the busiest. Now that the two are overlapping, how will this affect Ramadan advertising?
It won’t – according to industry insiders. “Even if, let’s say, 18.5 million people leave the country to go on vacation, does this mean there is no one left in the country to advertise to? Is everyone out?” asks Mazen Fakhoury, managing director of Mindshare in Saudi Arabia.
Obviously, an entire country does not empty out in the summer, and while Fakhoury says Ramadan will be interesting to watch this year, he doesn’t expect many changes.
Mazen Hayek, official spokesman and group director of PR and commercial at MBC, says the TV network is expecting “the same unprecedented ratings for MBC1, which loyal viewers give to MBC1 every year.” Hayek adds that with ratings come advertising. “When you expect consumers and viewers to give you year-on-year tradition of ratings, you expect commercial advertising to follow. We know that during Ramadan, Muslim families gather to watch the exploits of other Muslim families on television, so we’re creating a dimension that reinforces the traditional feel. Advertisers love this,” he says.
Amer El Hajj, regional media buying director at Publicis Groupe Media, says that while Ramadan will continue to be an advertising-heavy month – regardless of the season – many advertisers are shying away from the Holy Month. “What’s happening honestly is that only those telcos and FMCGs or whoever really needs Ramadan advertising are on Ramadan programs,” El Hajj says. “Those who don’t need Ramadan, avoid it. A lot of brands don’t have activity during Ramadan because of the clutter.”
Telcos and FMCGs are typically the biggest spenders during Ramadan, with luxury brands coming in towards the end of the month to advertise gifts for Eid.
El Hajj says the ongoing football World Cup is unlikely to soak up a significant share of Ramadan spend, despite the high viewership of matches on Al Jazeera Sports. There are only a few sponsors on the channel, he says: African telco MTN, Pepsi, Qatar National Bank, KFC, and Hyundai.
“Clients who have budgets for Ramadan have budgets for Ramadan, and those who have budgets for the World Cup have budgets for the world cup,” says El Hajj. “Clients knew the World Cup was coming, so they’ve planned a certain budget for both. I don’t think this will affect Ramadan advertising very much.”
Telcos spent $102 million during Ramadan in 2008, according to Publicis estimates. That amount fell to $95 million in 2009 due to the financial crisis. Total Ramadan spend dropped 30 percent last year compared to 2008.
This year, El Hajj and other industry insiders expect advertising spend to remain at 2009 levels, with a slight increase of 5 to 7 percent in some categories, and a slight dip in other categories.

Lebensmittelindustrie Ist da auch garantiert kein Schwein drin?

Lebensmittelindustrie

Ist da auch garantiert kein Schwein drin?

Schweine-DNA im Traubensaft? Wer sich als Muslim nach den Regeln des Korans ernährt, will sich beim Einkauf sicher sein. Für manche Unternehmen der Lebensmittelindustrie tut sich ein Geschäft auf, das lukrativer ist als der Handel mit „Bio“-Produkten.

Von Iris Gutiérrez
Lebensmittelindustrie: Ist da auch garantiert kein Schwein drin?
10. Mai 2009 
Manchmal ist simple Marktforschung erhellender als ein Dutzend Integrationsgipfel. Besonders, wenn es dabei ums Essen geht. Als kürzlich in Hannover auf einem „Halal-Symposion“ ein Redner behauptete, „für die jüngere Generation der Deutschtürken“ sei „die Einhaltung religiöser Gebote nicht so wichtig wie für die erste Generation“, meldete sich ein Zuhörer: Das könne so nicht stimmen, denn „der Absatz mit Halal-Lebensmitteln steigt“. Beifälliges Nicken im Saal.
Halal-Symposion? Halal-Lebensmittel? Der arabische Begriff „halal“ oder „helal“ im Türkischen bedeutet „das Zulässige, das Erlaubte“ und bezieht sich auf die ganze Lebensweise eines Muslims. Je mehr er nach der im Koran vorgeschriebenen Art lebt, desto eher kommt er im Jenseits ins Paradies. Dazu gehört auch eine entsprechende Ernährung. Das Schlachten von Tieren obliegt bestimmten Vorschriften, ähnlich wie im orthodoxen Judentum. Das Gegenstück von halal ist haram und bedeutet „das Unzulässige, das Verbotene“. Haram sind beispielsweise Alkohol und Schweinefleisch.
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Was erlaubt ist, und was nicht

Lebensmittelindustrie: Ist da auch garantiert kein Schwein drin?
„Die Speisevorschriften sollen eine gesunde Ernährung fördern und das Leben der Muslime auf dem Wege Gottes erleichtern“, sagt Djavad Mohagheghi von der Islamischen Akademie Deutschland. In der Praxis allerdings ist die Sache kompliziert. So herrschte unter den etwa 90 Vertretern der Lebensmittelbranche und Wissenschaftlern, die auf Einladung der Marketinggesellschaft der Niedersächsischen Land- und Ernährungswirtschaft nach Hannover gekommen waren, um dort über die „Marktpotentiale muslimkonformer Lebensmittel“ zu diskutieren, keineswegs Einigkeit darüber, was denn nun genau unter halal zu verstehen ist - und wie man „das Erlaubte“ unter den Bedingungen der Diaspora an die Rechtgläubigen bringt.
Das fängt schon mit dem Schächten an. Ursprünglich sah die Halal-Vorschrift vor, dass dabei ein Muslim unter Anrufung Allahs dem nach Mekka gerichteten Tier ohne Betäubung Halsblutgefäße, Speise- und Luftröhre mit einem Schnitt durchtrennt. Betäubungsloses Schlachten ist in Deutschland aber verboten. Ausnahmeregelungen für religiöse Gruppierungen werden in den wenigsten Fällen erteilt. Grundsätzlich ist die Befürchtung islamischer Vertreter, das Tier würde durch eine Betäubung zwangsläufig sterben. Ein bereits verstorbenes Tier zu schlachten gilt aber als haram - also auch der Bolzenschuss, der in Deutschland vor der Schlachtung ins Gehirn des Tieres abgegeben wird. Als Ausweg wurde in Hannover diskutiert, ob man nicht auf andere Betäubungsarten mittels Strom oder Gas zurückgreifen solle.

Schweine-DNA im Traubensaft

Doch nicht nur bei der Schlachtung steckt der Teufel im Detail. Produkte vom Schwein sind verboten, aber in mehr Lebensmitteln zu finden, als die Liste der Inhaltsstoffe verrät. Schweinegelatine findet nicht nur Verwendung in Gummibärchen, sondern auch in Bereichen, in denen man sie nicht vermutet: Sie wird beispielsweise als Filtrierhilfsmittel zur Klärung von Apfel- und Traubensäften eingesetzt, so dass sich Spuren von Schweine-DNA im Saft wiederfinden können. Enzyme und Nährmedien, die in der Lebensmittelindustrie gebräuchlich sind, können tierischen Ursprungs sein. So sollten Nährmedien keine Schweineproteine enthalten, und Enzyme etwa für die Käseherstellung sollten nur aus den Mägen von halal geschlachteten Kälbern stammen. Produktionsanlagen dürfen nicht mit Ethanol, dem Trinkalkohol, desinfiziert werden. Und so weiter.
Die Liste der Halal-Vorschriften für die Lebensmittelindustrie lässt sich munter fortführen. Für Zulieferer und Hersteller ist das mitunter lästig - besonders wenn ihre Kunden einen verbrieften Nachweis darüber verlangen, dass die Produkte auch wirklich halalgerecht entstanden sind. Auch Anita Bénech, Pressesprecherin einer Hamburger Firma, die natürliche pflanzliche Lebensmittelzutaten wie Gummiarabikum oder Agar-Agar herstellt, kann ein Lied von diesen Forderungen singen. Ihre Firma kommt ihnen selbstverständlich nach - obwohl sich Bénech eine Kontamination ihres aus einer afrikanischen Akazienart gewonnenen Gummiarabikums nur vorstellen kann, „wenn sich ein Schwein an der Baumrinde in der Sahel-Zone kratzt“.

Hohe Kosten für Halal-Zertifizierung

Solche Halal-Zertifizierungen führt seit 2001 das Kleinunternehmen Halal Control aus Rüsselsheim durch. Der Geschäftsführer Mahmoud Tatari sagt, der Halal-Standard seiner Firma basiere auf Lehrmeinungen der vier existierenden sunnitischen Rechtsschulen. In seinem Team befinden unter anderen zwölf Professoren der Islamwissenschaft darüber, ob ein Produkt halal oder haram ist. Techniker, Biologen, Pharmazeuten, Lebensmitteltechnologen und -chemiker prüfen die Vorgaben vor Ort. Halal Control geht bei der Zertifizierung die gesamte Rohstoffliste durch, prüft Zulieferer, Reinigungs- und Herstellungsprozesse. Gegebenenfalls muss das geprüfte Unternehmen ganze Produktionslinien für die Halal-Lebensmittel vom restlichen Prozessgeschehen abtrennen, um Kreuzkontaminationen auszuschließen - also Spuren von Ethanol oder Schweine-DNA in der Halal-Ware.
Eine solche Zertifizierung kann bei Erzeugern, die mit vielen Zusätzen arbeiten, wie zum Beispiel Gewürzmischern, richtig ins Geld gehen. Die Kosten bewegen sich dann insgesamt „im unteren fünfstelligen Bereich“, sagt Tatari. Denn wo eine eigene Produktionslinie aufgebaut wird, müssen sich die Mitarbeiter in einem Vorraum komplett umziehen: Überschuhe oder neue Schuhe, neue Haube, neuer Kittel. Gerätschaften wie Rohstoffschaufeln brauchen eine „Halal“-Gravur, damit es zu keiner Verwechslung kommt. Die Kosten schlägt der Hersteller auf seine gesamte Produktpalette oder nur auf die Halal-Produkte auf.

Diffamierungen unter den Zertifizierern

Auch andere Firmen führen solche Zertifizierungen durch. Wie teuer und wie streng sie im Einzelfall erfolgen, hängt letztlich von der Zertifizierungsstelle und deren Halal-Standard ab. Gerade im Fleischbereich herrscht Uneinigkeit darüber, ob eine Massentierhaltung der islamischen Ethik entspricht. Manchem Zertifizierer reicht es schon aus, wenn morgens ein Muslim das Schlachtband, das nach Mekka ausgerichtet ist, unter Anrufung Allahs startet und das Geflügel im Schnellverfahren per Knopfdruck tötet. Der nächste lehnt es gänzlich ab, Schlachtereien zu zertifizieren. Denn in ihrer Ablehnung von Massentierhaltung haben „Bio“ und „Halal“ eine gemeinsame Schnittmenge, glauben manche muslimische Vertreter. Ein Händler von Produkten, die gleichzeitig bio und halal waren, musste allerdings sein Geschäft aufgeben - diese Kombination ist besonders teuer, und Kunden dafür sind rar.
Da der Islam in Deutschland keine Körperschaft ist, gibt es keine höhere Stelle, die die Halal-Zertifizierer offiziell anerkennen kann. Es herrscht also Wildwuchs unter den Halal-Standardgebern. Teilweise vergeben Imame in ehrenamtlicher Tätigkeit Halal-Zertifikate. Das dürfte den etwa 15 kommerziell arbeitenden Zertifizierern in Deutschland nicht passen. Auch untereinander mögen sie sich nicht besonders, das wurde auf dem Hannoveraner Halal-Symposion deutlich. Argwöhnisch wird etwa ein deutscher Halal-Standardgeber beäugt, der zusammen mit einem unabhängigen Prüfinstitut auf den Markt drängt. Offen oder hinter vorgehaltener Hand gab es persönliche Anfeindungen und Diffamierungen, die Konkurrenz wurde bezichtigt, „falsche Zertifikate“ auszustellen, „um den Absatz zu erhöhen“. Das trifft sogar zu: Tatsächlich kam es in der Vergangenheit zu Falschzertifizierungen, vor allem im Fleischbereich. Auf Verbraucherwunsch ließ Halal Control zwischen 2005 und 2007 knapp 80 Fleischprodukte, die mit „halal“ gekennzeichnet waren, auf Schweine-DNA untersuchen. Das Ergebnis, laut Tatari: 30 Prozent davon war damit kontaminiert.

Mehr Umsatz mit „Halal“ als mit „Bio“

Dass ein Wachstumsmarkt auch Betrüger anzieht, erstaunt nicht weiter. Das World Halal Forum mit Sitz in Malaysia schätzt den weltweiten Umsatz mit islamisch unbedenklichen Lebensmitteln für das laufende Jahr auf 634 Milliarden Dollar - nach 580 Milliarden Dollar im Jahr 2005. Multinationale Firmen haben den Trend längst erkannt. Von 456 Nestlé-Fabriken weltweit haben 75 eine Halal-Zertifizierung. Der Konzern verdient mit Halal-Ware mittlerweile mehr als mit Bioprodukten - im vergangenen Jahr waren das vier Milliarden Franken. Deutsche Lebensmittelhersteller, die ihre Produkte in Länder mit muslimischer Mehrheit exportieren wollen, sind besonders an einer Halal-Zertifizierung interessiert.
So sah man in Hannover Vertreter von Schokoladen- und Suppenwürfel-Herstellern, von Supermarktketten oder Keksfabriken. Kein Wunder: Neben dem Exportgeschäft scheint auch Deutschland mit drei Millionen Muslimen für Lebensmittel mit Halal-Stempel vielversprechend. Einige Hersteller haben das bereits erkannt. Seit vergangenem Jahr finden sich hierzulande Halal-Gummibärchen in den Regalen von knapp 4000 türkischen Kiosken, Vereinen, Internetcafés und türkischen und arabischen Supermärkten. Diese Gummibärchen enthalten statt Schweinegelatine Rindergelatine, gewonnen aus halal geschlachteten Rindern in Brasilien.

Keine Halal-Label auf Produkten in Deutschland: Islamphobie?

Nicht nur Fruchtgummi-Hersteller springen auf das „Halal-Pferd“ auf, bevor es davonreitet. Ein Kartoffelprodukthersteller stellte seine Produktion auf halal um, indem er seine Pommes frites in einem speziellen Öl frittiert. Verschiedene Joghurt-Hersteller ließen sich bescheinigen, dass ihre Produkte halal sind. Ebenso ein Kaffeeproduzent und noch einige andere Hersteller, deren Waren in deutschen und türkischen Supermärkten zu finden sind.
Aber im Gegensatz zu Ländern wie Malaysia, Indonesien oder den Arabischen Emiraten tragen die wenigsten Produkte in Deutschland ein Halal-Label, obwohl sie zertifiziert sind. Warum? Während Tatari hinter dieser Zurückhaltung der Unternehmen eine „gewisse Islamphobie“ vermutet, glaubt ein Nestlé-Sprecher eher, dass „zu viele Produktinformationen den Verbraucher in Deutschland verwirren“.
Da könnte etwas dran sein. Mancher wird gern darauf verzichten, dass seinem Joghurt neben „light“, „fettarm“, „ohne Zucker“, „fördert die Darmflora“ noch ein „halal“ aufgeklebt wird. Für andere entscheidet genau dieses Label über Kaufen oder Stehenlassen.
Text: F.A.S.
Bildmaterial: Daniel Nauck

Burger zweiter Klasse

Islamisches Fastfood

Burger zweiter Klasse

In Frankreich verkauft die Kette Quick in acht ihrer Schnellrestaurants nur noch Fleisch, das den islamischen Schlachtregeln entspricht. Auf den kommerziellen Erfolg folgt nun politische Kritik.

Politisierte Burger: Quick-Filiale in Roubaix
Politisierte Burger: Quick-Filiale in Roubaix
19. Februar 2010 
Als Verkaufsschlager hat sich der „Halal-Burger“ für das französische Schnellrestaurant der Marke Quick im Stadtzentrum von Roubaix erwiesen. Der Umsatz wurde fast verdoppelt, seit Quick Schweine- und gewöhnliches Rindfleisch aus seinem Angebot verbannt hat und nur noch den islamischen Schlachtregeln entsprechendes Fleisch verkauft.
Doch jetzt will der sozialistische Bürgermeister von Roubaix, René Vandierendonck, die „Hohe Behörde gegen Diskriminierungen und für Gleichberechtigung“ (Halde) anrufen. Vandierendonck sieht in dem ausschließlich an muslimische Bürger gerichteten Halal-Angebot eine Diskriminierung aller Andersgläubigen. Die Bevölkerungsmehrheit in Roubaix stammt aus Nordafrika, ein Großteil hat einen muslimischen Hintergrund. Der Bürgermeister droht, per Dekret dem Schnellrestaurant seine Lizenz zu entziehen. „Es handelt sich um eine im ganzen Land präsente Schnellrestaurantkette, deren Eigentümer noch dazu die staatliche Caisse des dépôts ist. Es entsteht ein wirkliches Diskriminierungsproblem, wenn ausschließlich Halal-Produkte angeboten werden“, sagte Vandierendonck.
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Halal-Burger als Zeichen schleichender Islamisierung

Marine Le Pen von der rechtsextremen Front National, die im Regionalwahlkampf im Nord-Pas-de-Calais antritt, sieht im Halal-Burger ein Zeichen für die schleichende Islamisierung der französischen Gesellschaft. Im Radiosender Europe 1 kritisierte sie am Donnerstag, dass die muslimische Minderheit ohne Rücksicht auf andere Essgewohnheiten ihre religiösen Ernährungsregeln durchsetze. „Frankreich hätte sich schon widersetzen müssen, als das Schweinefleisch aus dem Speiseplan aller Schulkantinen genommen wurde“, sagte Marine Le Pen. Es sei „inakzeptabel“, das die im staatlichen Besitz befindliche Schnellrestaurantkette sich Forderungen einer bestimmten Religionsgruppe unterwerfe. Sie sagte, der Staat subventioniere auf diese Weise islamische Verbände, die einen Unkostenbetrag für die Halal-Bescheinigungen erheben.
Die Quick-Geschäftsführung testet seit Ende November vergangenen Jahres in acht von insgesamt 350 Schnellrestaurants die Halal-Marketing-Strategie. Neben Roubaix sind Schnellrestaurants in Marseille und Toulouse ausgewählt worden. Die Entscheidung, gewöhnliches Rindfleisch und Schinken aus dem Angebot zu nehmen, sei aus praktischen Gründen gefallen. Es sei sonst nicht möglich gewesen, Verwechslungen zu vermeiden. Quick verweist darauf, dass es nur die Marketing-Strategie der Kette Kentucky Fried Chicken (KFC) nachgeahmt habe. KFC bietet in allen seinen Restaurants in Frankreich Halal-Burger an. „Ich befürworte den Kommunitarismus nicht, auch wenn ich die Traditionen, auch die gastronomischen Traditionen aller Gemeinschaften respektiere. Aber ich glaube, die französische Gesellschaft, ihre Geschichte und ihre Kultur steht dem Kommunitarismus entgegen“, sagte der französische Bildungsminister und Regierungssprecher Luc Chatel

Das Halal-Experiment

Islam

Das Halal-Experiment

Kein Schwein, nicht ein Hauch von Alkohol: Der Handel mit Halal-Produkten boomt, islamisch korrekte Lebensmittel liegen voll im Trend. Aber das Thema ist sensibel. Julia Schaaf über den Stand der Integration im Supermarkt.

Der Handel mit Halal-Produkten boomt
Der Handel mit Halal-Produkten boomt
21. Juni 2010 
Das Scheitern schien zunächst nur eine Frage des Ketchups. Ein Jahr lang hatte Ernst-Hermann Exter an einer Bio-Currywurst in Halal-Qualität gearbeitet. Die Idee stammte von seiner Tochter, die in London studiert, wo Lebensmittel für Muslime längst zum Alltag gehören: kein Schweinefleisch, kein Alkohol, und das in Supermarktketten wie Tesco gleich regalmeterlang. Der Fast-Food-Gourmet aus Berlin machte sich ans Werk. Exter tat in Mecklenburg einen Geflügelbetrieb auf, der Öko-Hähnchen nach islamischen Kriterien schlachtet. In Österreich fand er einen Gewürzhersteller, der über Bio- und Halal-Zertifikate verfügt. Nach Dutzenden Versuchen dann gelang es dem Zweiundsechzigjährigen, aus dem empfindlichen weißen Fleisch ganz ohne Stabilisatoren dünne Würstchen zu formen.
Hinter der Theke von „Witty's White Concept“ am Gendarmenmarkt steht der Bio-Champagner, der Weg zwischen Bistro-Tischen hindurch führt über roten Teppich. In der Pappschale liegen currygelbe Wurststückchen. Das Fleisch ist zart und fest, würzig und mild zugleich, die Haut feiner als Zellophan. Nirgendwo trieft Fett, sanft kitzelt Schärfe den Gaumen. So gut schmeckt Currywurst selten. Trotzdem sagt Ernst-Hermann Exter, während er seine Holzgabel in den nächsten Bissen piekt: „Ich bin unzufrieden.“ Der Ketchup ist falsch. Nirgendwo hat er Öko-Tomatenmark gefunden, das muslimischen Ansprüchen genügt.

Das Halal-Geschäft boomt

Exter sagt auch: „Ich denke, es ist zehn Jahre zu früh.“ Hätte es doch nur am Ketchup gelegen! Aber schon kurz nach der Eröffnung seiner Edel-Bude im Frühjahr verlangten die Kunden Buletten. Und Currywurst, ganz normal. Bald war es mit dem Weißfleisch-Konzept vorbei. Von den Aufstellern verschwand das Wort „halal“. Denn Geflügelwürstchen, die neben Schwein gebraten werden, sind für Muslime tabu.
Exters Experiment mit der Currywurst verrät mehr über Halal-Food in Deutschland als die zahlreichen Berichte über den großen Boom. Natürlich gibt es Zahlen, die einen eindeutigen Trend belegen: Im Welthandel hat sich der Umsatz von 150 Milliarden Dollar im Jahr 2002 auf 630 Milliarden Dollar 2009 mehr als vervierfacht. Der Nestlé-Konzern, der schon in den Achtzigern in das Halal-Geschäft einstieg, hat inzwischen 85 seiner insgesamt 456 Fabriken von islamischen Fachleuten zertifizieren lassen. Aber auch ein Mittelständler wie der Wurstwarenhersteller Meemken aus Niedersachsen legt eindrucksvolle Bilanzen vor: Zehn, maximal zwanzig Tonnen Sucuk, Truthahnsalami und Co., das war die wöchentliche Produktion in der Anfangszeit vor zehn Jahren. 2007 lag man schon bei 45 Tonnen. Und seit in einem neuen Werk nicht mehr tageweise, sondern ausschließlich halal produziert wird, ist man bei bis zu 120 Tonnen angelangt.

Vor Jahren war Halal nicht wirklich rein

Weil in diesem Zusammenhang gerne vom steigenden Anteil der Muslime an der Weltbevölkerung die Rede ist, bejubelt die Lebensmittelwirtschaft einen Wachstumsmarkt, von dem es zu profitieren gilt. Auf der Nahrungsmittelmesse Anuga in Köln gibt es inzwischen Informationsveranstaltungen zum Thema Halal.
Halal (arabisch) oder helal (türkisch) bedeutet statthaft, erlaubt im Sinne des Islam. Aus dem Koran geht hervor, dass Muslime vor allem Schweinefleisch und Alkohol zu meiden haben. Weil das aber auch Lebensmittel einschließt, die Schweinederivate oder Spuren von Alkohol enthalten, ist die Sache kompliziert. Der strengste deutsche Halal-Zertifizierer, die Firma Halal Control in Rüsselsheim, hat vor einigen Jahren Wurstwaren mit Halal-Siegel einer DNA-Analyse unterzogen und siehe da: Die meisten Hersteller boten Produkte an, die mit Schweine-Genen kontaminiert waren.

Gummibärchen, Joghurtdesserts und Brotaufstriche

Gummibärchen, Joghurtdesserts und Brotaufstriche enthalten Gelatine, und die wird aus Kostengründen meist aus Schweineknochen hergestellt. Selbst Fruchtsäfte werden mit Hilfe von Gelatine gefiltert. Außerdem sagt Mahmoud Tatari, Geschäftsführer von Halal Control: „Rituelle Reinheit spielt eine maßgebliche Rolle.“ Seiner Auffassung nach sind auch Süßigkeiten nur halal, wenn die Produktionslinien nicht mit Alkohol gesäubert werden - obwohl Ethanol nach einer halben Stunde verfliegt.
Jede Halal-Zertifizierung basiert auf Laboranalysen und technischen Details, letztlich handelt es sich jedoch um ein religiöses Urteil, in das mitunter islamische Gelehrte einbezogen werden. Folglich verhält es sich mit der Auslegung der Speisevorschriften wie mit dem Islam selbst: Es gibt unterschiedliche, mehr oder weniger strikte Varianten, und gerade für den Export spielt es eine Schlüsselrolle, welches Zertifikat man vorweisen kann. Halal Control, deren Siegel von den Gralshütern islamischer Speisereinheit in Malaysia und Indonesien anerkannt wird, zertifiziert beispielsweise kein Fleisch aus industrieller Schlachtung. „Was sollen die Leute denn dann essen?“, fragt hingegen Badreddin Hawari vom Islamischen Zentrum Aachen, wo man fast dreißig Jahre Erfahrung mit dem Thema hat.

Halal-Zertifizierung als zusätzliche Qualitätskontrolle

Auch Hawari kann erklären, dass das Schlachten von Tieren im Islam eine Form der Gottesanbetung ist, die mit Respekt vor der Schöpfung und einem Gebet einhergeht. Aber die gängige Form der Geflügelschlachtung in Deutschland beispielsweise, bei der die Tiere qua Elektroschock betäubt werden, bevor man ihnen die Halsschlagadern durchtrennt, bezeichnet er als islamkonform: Hauptsache, ein Moslem stelle das Gerät an.
„Eine Halal-Zertifizierung ist eine zusätzliche Qualitätskontrolle“, sagt Hawari gern. Dann erzählt er von Brasilien, wo es kaum Muslime gebe, Halal-Siegel aber trotzdem als Beleg erhöhter Produktsicherheit geschätzt würden. Schließlich verbiete der Islam auch gesundheitsschädliche Zusatzstoffe. Der Fünfunddreißigjährige klingt wie ein weltlicher Prediger einer entspannten Einwanderungsgesellschaft. Er hat schon als Schüler sein Snickers umgedreht, um die Zutatenliste zu studieren. Akzentfrei redet der Deutsche mit syrischen Wurzeln über die veränderten Ernährungsgewohnheiten seiner Glaubensgenossen: Kochten frühere Einwanderergenerationen überwiegend frisch, wachse heute das Bedürfnis nach den gängigen Convenience-Produkten der Mehrheitsgesellschaft - aber bitte halal. Denn für die allermeisten Muslime bleibe es selbstverständlich, religiöse Ernährungsregeln zu befolgen.

Seit Mai gar Halal-Maggi-Suppen

Im deutschen Supermarkt ist das nicht leicht. Suppenhühner von Wiesenhof haben manchmal einen kleinen grünen Stempel auf der Plastikrückseite: halal. Aber schon auf der Tiefkühlpizza der Marke Alberto findet sich kein Hinweis auf die erfolgte Zertifizierung. Dr. Oetker und Müller, Pfanni, Storck und Meggle produzieren zwar durchaus in Halal-Qualität. Aber wie bei den islamisch korrekten Versionen von KitKat und Smarties ist diese Ware für den Export bestimmt. „Man hat immer so ein bisschen die Angst, dass der Schuss nach hinten losgeht“, sagt Hawari. Das ist vorsichtig formuliert. Tatsächlich gibt es Internetforen, die offen zum Protest gegen Händler und Hersteller von Halal-Food aufrufen - Name, Anschrift und Telefonnummer inklusive. Ausländerfeindlichkeit wird dabei zumeist als Tierschutz verbrämt. Und Aldi-Süd zum Beispiel hat nach Informationen von Hawari den zertifizierten Aufschnitt wieder aus dem Sortiment genommen, nachdem die Kunden-Hotline mit Beschwerden überschwemmt worden sei.
Der andere Grund für die zögerliche Vermarktung in Deutschland betrifft die Skepsis der Muslime. In türkischen Supermärkten nämlich braucht es keine Halal-Siegel. Dem Gros der Verbraucher reichen offenbar Gewohnheit und Vertrauen. Haribo beliefert solche Ethnomärkte inzwischen mit Goldbären, die in der Türkei hergestellt wurden und ausschließlich Rindergelatine enthalten. Die Einführung wurde von einer großen Werbekampagne der Firma Ethno IQ in türkischsprachigen Medien begleitet. Geschäftsführer Engin Ergün schwärmt von den Chancen dieses Ethnomarketings: „Ganz spitz“ könnten Konsumentenkreise erreicht werden, „ohne dass man damit seine Kernzielgruppe behelligt“. Neuerdings wagt sich auch Halal-Riese Nestlé erstmals an ein Experiment in Deutschland: Seit Mai werden Halal-Maggi-Suppen aus der Türkei in türkischen Märkten vertrieben - mit Hilfe von Ethno IQ.
Integration geht offenbar nicht zwangsläufig durch den Magen. Zwar interessieren sich allmählich auch große Handelsketten für das Thema Halal. Edeka zum Beispiel trifft seine Entscheidungen standortabhängig. In einem ausländerreichen Bremer Stadtviertel hat der Geschäftsführer ein Halal-Regal mit der Überschrift „Orientalische Spezialitäten“ aufgestellt; die Umsätze steigen. Aber nicht einmal auf der Homepage des Wurstherstellers Meemken findet sich ein Fingerzeig auf die erfolgreiche Halal-Palette - dafür gibt es einen eigenen Internetauftritt. „Wir trennen das komplett“, sagt Verkaufsleiter Osman Mahmoud. „Die Mischung zwischen Schwein und halal sehen unsere Kunden nicht gut an.“ Diese Lektion hat auch Ernst-Hermann Exter gelernt. Er will sich jetzt einen muslimischen Partner suchen und seine zertifizierten Geflügelwürstchen als eigenständige Marke vertreiben. Halal für alle: So weit ist es in Deutschland noch lange nicht.
Text: F.A.S.
Bildmaterial: AFP, AP, dpa, REUTERS